Selbstbild und Fremdbild



Wie in den vergangenen Monaten in Medien berichtet, häufigen sich die Plagiats- und Korruptionsvorwürfe. Egal ob es nun Politer/-innen oder einflussreiche Personen aus der Wirtschaft sind. Die Frage ist, handeln diese Personen bewusst kriminell, oder haben Sie eine eigene Art der Wahrnehmung?



Diese Fragen haben Psychologen und Soziologen anhand zahlreicher Experimente beantwortet. Die Ergebnisse sind verblüffend: Ob nun Karl-Heinz Grasser oder Walter Meischberger sind demnach nur zwei prominente Beispiele für ein durchaus verbreitetes Phänomen: ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten, auch wenn offenkundige Beweise für moralisches Fehlverhalten vorliegen. Diese Neigung kann demnach so hartnäckig sein, dass wir uns einen Irrglauben auch dann nicht bewusst machen, wenn dafür Konsequenzen drohen. Zu diesem Ergebnis kam der bekannte Psychologe Dan Ariely 2011 gemeinsam mit einem Team von der Harvard Business School. Er untersuchte Studierende in mehr mehreren Testgruppen, wobei unterschieden wurde unter Student/-innen die mogeln und jene die nicht mogeln. Selbst wenn die mogelnden Student/-innen die Prüfung geschafft haben, haben sie dies auf ihre Kompetenz zurückgeführt.


Im eigenen Irrglauben gefangen

Übertragen auf politische Karrieren bedeuten Arielys Befunde: Man muss einem Kandidaten nur die Gelegenheit bieten, sich mit unmoralischen Mitteln einen Vorteil zu verschaffen, und dann den Mechanismen der Selbsttäuschung ihren Lauf lassen. Er wird wahrscheinlich glauben, den Erfolg nicht seinem Betrug, sondern seinem Können zu verdanken, und sich von diesem Irrglauben auch durch drohende Konsequenzen nicht abbringen lassen – er weiß es einfach nicht besser. Und wird er dafür auch noch mit Wählerstimmen oder Ämtern belohnt, verliert er weiter an Bodenhaftung.

Diese Erkenntnis stellt die gesamte Sicherheitsforschung vor eine Herausforderung. Denn kriminelles Verhalten wird vor allem durch Selbstbild des Einzelnen geprägt.

Edith Huber

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